10.03.2016: Vogel des Jahres - Der Distelfink und seine Freunde

 

Jedes Jahr wählen der NABU und der LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern) einen "Vogel des Jahres". Mit dieser Auszeichnung wollen die Naturschützer darauf aufmerksam machen, dass es um unsere Natur an manchen Stellen gar nicht gut steht, und geben Tipps, wie man helfen kann.

Der Vogel des Jahres 2016 ist der Distelfink, oder Stieglitz. Im Namen Distelfink steckt auch schon seine Leibspeise: er braucht zum Leben Samen, z.B. die von Disteln, aber auch anderen "Un"kräutern, die früher an jedem Wegesrand wuchsen. Seit in der Landwirtschaft aber mehr und mehr Unkrautvernichter gespritzt werden, sind nicht nur unsere Feldränder langweilig und öde geworden - vielen Tieren wurde damit auch die Möglichkeit, Nahrung zu finden, genommen. Wir haben uns bei unserem März-Treffen mit diesen schönen bunten Vögeln beschäftigt, und gelernt, was wir tun können, um ihnen und "ihren Freunden", also allen Vögeln, die sich von Samen am Wegesrand ernähren, und allen Insekten, die diese Pflanzen brauchen, um ihre Eier daran abzulegen und ihre Raupen davon zu ernähren, zu helfen.

Während wir auf euch gewartet haben, hat Nico schon mal unser Spektiv aufgebaut und auf das Storchennest gerichtet, das neben dem Vogelpark auf einem Masten thront. Ein schöner Einstieg, denn der Storch hat das Nest bereits besetzt und uns sogar den Gefallen getan, seiner Frau entgegen zu klappern. Mit dem  lauten Schnabelklappern (von dem auch der Name "Klapperstorch" herrührt)  begrüßen sich die Beiden. Die beiden kommen übrigens jedes Jahr wieder in das gleiche Nest und bauen immer wieder ein bisschen daran herum. Über die Jahre kann so ein Horst sehr hoch und sehr schwer werden!

Dieses Bild hat unser Freund Dieter Haase vor fast genau einem Jahr von den beiden gemacht
Dieses Bild hat unser Freund Dieter Haase vor fast genau einem Jahr von den beiden gemacht

Dann machen wir uns mal auf die Suche nach dem bunten Distelfink. Er wird auch Stieglitz genannt, weil er in seinem Gesang immer wieder so etwas wie "stieglitt-stieglitt" singt. Um das herauszuhören braucht man allerdings etwas Fantasie. Aber: Training hilft, auch beim Hören! Wer immer wieder beim Spazierengehen darauf achtet, wie die Vögel singen, der lernt schnell, zumindest die häufigsten Arten voneinander zu unterscheiden. Zum Nachhören und Vergleichen gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten. Im Internet findet man einige Seiten, auf denen Vogelstimmen hinterlegt sind. Meine Lieblingsseite hierzu heißt "Deutsche Vogelstimmen". Ich habe euch hier mal den Gesang des Distelfinken verlinkt:

Gesang vom Stieglitz

Auf unserem Weg um den Bruchsee interessiert uns aber nicht nur der Stieglitz! Wir bleiben gleich am ersten Baum stehen und richten das Spektiv neu aus. Was sitzt denn da? Linus hat seinen Vogelführer dabei, ein Buch, in dem so gut wie alle Vögel, die bei uns vorkommen, abgebildet sind. Das ist ein prima Hilfsmittel, auf das übrigens auch erfahrene Ornithologen zurückgreifen. Denn kaum ein Mensch kennt alle Vögel, zumal sich viele Vögel im Laufe des Jahres verfärben. Jetzt im Frühjahr, wenn sie auf Partnersuche sind, tragen die meisten Vögel (vor allem die Männchen), ihr sogenanntes "Prachtkleid". Das ist besonders schön und bunt, manchmal auch mit extra eindrucksvollen Federn, denn sie wollen damit ja die Weibchen auf sich aufmerksam machen. Leider ist es als Vogel nicht unbedingt praktisch, leuchtend bunte Farben zu tragen, denn das fällt natürlich nicht nur den Weibchen, sondern auch den Fressfeinden auf. Deshalb färben sich viele Vögel nach der Balz, also, wenn sie eine Partnerin gefunden haben, wieder um in ein unauffälligeres "Schlichtkleid". Auch Jungvögel tragen meist ein sehr unscheinbares Federkleid. Das ist sicher auch besser so, denn sie müssen ja erst noch lernen, den Gefahren im Leben auszuweichen und gut auf sich aufzupassen.

So kommt es, dass man im Laufe des Jahres schon immer wieder genauer hinschauen muss, wenn man einen Vogel wiedererkennen möchte. 

Auf dem Bruchsee schwimmen einige Wasservögel. Auch hier lohnt es sich, genau hinzuschauen. Heute entdecken wir Graugänse, Kanadagänse, Haubentaucher, Blässrallen, Stockenten und Teichhühner. Vor ein paar Tagen haben wir hier noch eine Spießente gesehen. Die hat ganz lange Schwanzfedern, die wie ein Spieß nach oben stehen, wenn sie gründeln.

Auf der Suche nach dem Stieglitz wandern wir einmal um den ganzen Bruchsee. Anfangs haben wir oft angehalten, um etwas zu beobachten. Auf der Westseite des Bruchsees schließen sich feuchte Wiesen, Büsche und Bäume an den See an. Dort gibt es einiges an Leben. Zwar war heute kein Stieglitz da, dafür aber neben den schon erwähnten Wasservögeln jede Menge Blaumeisen, Kohlmeisen, Spechte, Stare, Spatzen, Halsbandsittiche, Krähen, usw.. Sogar einen Kernbeißer haben wir gesehen! Aber hier, auf der Ostseite des Sees, gibt es nur eine öde Ackerfläche, mit nicht als kurzem Grün. Hier haben wir nur ein einziges Mal angehalten - um festzustellen, dass es nichts zu sehen gibt. Klar, auf den Äckern tummeln sich häufig auch Saat- und Rabenkrähen, aber die große Artenvielfalt bieten solche Flächen nicht, soviel steht fest!

Auf dem Rückweg schauen wir noch einmal in unser "Naturparadies", den Hinteren Bruch. Und schwupp sind alle Ferngläser wieder oben. Hier tummelt sich das Leben überall und es zwitschert lautstark um uns herum.

Bei unserer Weihnachtsfeier durften wir hier noch Feuer machen und durch die Büsche springen - heute geht das nicht mehr. Es ist jetzt "Brut- und Setzzeit", das heißt, dass viele Vögel schon mit dem Brüten begonnen haben. Und die dürfen natürlich nicht gestört werden. Das gilt übrigens nicht nur für Naturschutzgebiete. Zwischen März und September dürfen gar keine Büsche mehr weggemacht werden, zum Schutz der brütenden Vögel!

So, für heute haben wir genug gelernt. Jetzt darf noch ein paar Minuten gespielt werden. Auf dem Parkplatz liegt ein riesiger Haufen mit Geäst einer gefällten Weide. Da macht das Klettern Spaß!

 

Oh, halt: Was haben wir denn jetzt gelernt? Auf jeden Fall, dass es sehr schade ist, dass unsere Straßen- und Ackerränder so öde sind und Unkraut entweder weggespritzt oder abgemäht wird. Daran können wir nicht viel ändern, wir können höchstens durch Protest und den Kauf von Bioprodukten darauf aufmerksam machen, dass wir das so nicht wollen. Aber in unserem eigenen Garten, da können wir kräftig mithelfen, dass es dem Stieglitz und seinen Freunden wieder besser geht, indem wir nicht jedes Unkraut gleich rausreißen, sondern so lange stehen lassen, bis sich die Samen gebildet haben, die den Vögeln als Nahrung dienen. Die Stieglitze sind übrigens auch mit Samen von "hübschen" Blumen oder Samen aus Büschen und Stauden zufrieden. Ein stieglitzfreundlicher Garten muss also nicht unbedingt von Unkraut durchwuchert sein. Ihr könnt das alles noch mal in dem Heftchen nachlesen, dass wir euch mitgegeben haben. Und die Postkarte könnt ihr an einen guten Freund verschicken, oder an jemanden, der einen Garten hat, und dem ihr damit sagen wollt: "Schau mal, solch schöne Vögel könnten auch bei dir wohnen, wenn du ihnen einen Lebensraum anbietest."