16.04.2015: Weidenpfeifen

 

Für diesen sonnigen Donnerstag haben wir uns vorgenommen, Weidenpfeifen zu basteln. Früher konnte das quasi jedes Kind, heute ist dieser Zeitvertreib leider bei vielen in Vergessenheit geraten. Wichtig ist natürlich zunächst einmal, dass man auch eine Weide erkennt. Und dann muss man noch zur rechten Zeit den rechten Ast abschneiden. Einer, der genau weiß, wie's geht, ist Günther Eppler. Er hat uns zusammen mit Gerhard begleitet und uns allerhand gezeigt.

 

Aber bevor es mit den Weidenpfeifen losging, haben Silas und Robin uns mit einer Zauneidechse überrascht, die sie gefangen haben. Leider habe ich vor lauter Entzücken vergessen, ein Bild davon zu machen. Grün im Sonnenlicht geleuchtet hat sie, und wir haben uns darüber unterhalten, dass sie ein wechselwarmes Tier ist, dass die Sonne braucht um sich aufzuwärmen. Und dass sie bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen kann, um ihre Jäger zu irritieren und so zu entkommen. Diesen Trick braucht sie zum Überleben, deshalb dürfen wir nie eine Eidechse zum Spaß dazu bewegen, ihren Schwanz abzuwerfen!

Ah - da sind ja schon die ersten Weiden, die wir auf unserem Streifzug über das Naturschutzzentrumgelände entdecken! Aber - die haben sicher keine Äste, aus denen wir Weidenpfeifen schnitzen können...

Das hier sind Kopfweiden. Die heißen so, weil sie oben so wulstig sind, dass es fast so aussieht, als säße ein Kopf auf dem Stamm der Weide. Sie entstehen, wenn man alle paar Jahre alle Äste abschneidet. Zunächst sehen sie etwas traurig aus, aber die Äste wachsen an anderer Stelle neu. Und in den Schnittflächen entstehen Höhlen, in denen z.B. Fledermäuse wohnen.

Gerhard hat auf dem Weg zu den geeigneten Weiden etwas entdeckt: Erdbienen, die Löcher in die Erde buddeln und ihre Larven dort hinein legen. Damit diese nicht verhungern, bringen sie ihnen noch ein paar Blütenpollen, bevor sie das Loch wieder verschließen. So können sich die kleinen Bienchen gut geschützt entwickeln.

Und noch etwas Spannendes haben wir gefunden: hier wurde ein Vogel gerupft. Die Federn waren graubraun mit leicht grünem Rand. Gerhard vermutet, dass das einmal ein Zilpzalp gewesen ist. Das ist einer der Vögel, die ihren eigenen Namen rufen: zilp-zalp-zilap-zalp.  

Wenn ihr auf den Link klickt, könnte ihr ihn hören.

Hoppla, wieder eine Weide entlang unseres Wegs. Aber: diese hier hat so krumpelige Äste, dass sie für Weidenpfeifen auch nicht taugt. Dafür können wir hier die Weidenkätzchen sehen, die Blüten der Weide. Sie blühen ganz früh im Jahr und bieten manchen Insekten ihre erste Nahrung nach der langen Winterruhe.

Aha, hier finden wir also das richtige Holz: langgewachsen und grade müssen sie sein. Und vor allem ganz frisch. Weidenpfeifen kann man nur im Frühjahr basteln, wenn sich die Rinde noch gut vom Holz lösen lässt. Auf diesem Bild seht ihr, wie Gerhard uns die geeigneten Zweige abschneidet. 

Wieder zurück auf dem Gelände hat uns Herr Eppler genau erklärt, wie man eine Pfeife baut. Zunächst wird das Mundstück geschnitten, und das Blasloch herausgeschnitzt. Dann trennt man mit dem Messer ringförmig einen Teil der Rinde ab. So etwa vier Zentimeter sind schon genug. Und jetzt wird mit Geduld und Energie mit dem Messergriff auf die Rinde geschlagen - bis sie sich vom Holz löst, und man sie ganz leicht abziehen kann. Dann wird aus dem Holz das Mundstück ausgeschnitten und die Teile der Flöte wieder zusammengesetzt. Hört sich alles leichter an als es dann war - so Mancher von uns brauchte mehr als einen Anlauf um eine funktionsfähige Pfeife hinzukriegen. 

Geschafft! Ganz schön laut. Und schrill...
Geschafft! Ganz schön laut. Und schrill...