09.06.2016: Greifvögel - Meister der Lüfte

 

Im Landkreis Bergstraße brüten zehn verschiedene Greifvogelarten. Einige davon sieht man häufig über unseren Feldern auf der Jagd, andere leben heimlich im Wald und man bekommt sie kaum zu Gesicht. Oder sie sind so rasante Jäger, dass man schon im richtigen Augenblick hinschauen muss, um sie zu beobachten. Wir haben uns bei unserem Juni-Treffen mit den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden der einzelnen Arten beschäftigt.

 

 

Zunächst wollen wir natürlich von euch wissen, welche Greifvögel ihr schon kennt. Schnell kommt auch die Frage auf, ob die Eulen auch dazu gehören. Eine gute Frage, denn Eulen und Greife haben vieles gemein: sie sind alle miteinander Jäger, die ihre Beute mit den Fängen schlagen und dann mit ihrem scharfen, gebogenen Schnabel aufreißen und fressen. Der Unterschied zwischen Eulen und Greifvögeln ist vor allem die Tageszeit, zu der sie aktiv sind. Während Eulen, bis auf wenige Ausnahmen, nachts jagen, sind unsere Greifvögel tagaktiv.

Unsere Greifvögel lassen sich wiederum in Gruppen einteilen. Da gibt es Falken, Milane und Weihen und Habichtartige. Adler und Geier, die auch zu den Greifvögeln zählen, gibt es an der Bergstraße nicht, bzw. nicht mehr.

Günther hat uns ein paar präparierte heimische Greifvögel mitgebracht, an denen er uns die wichtigsten Merkmale der einzelnen Vögel erklärt.

 

Zunächst wird Rebecca als Schriftführerin gewählt. Sie hat eine schöne Handschrift und notiert gewissenhaft alles, was es zu den Greifvögeln zu sagen gibt. Da hat sie ganz schön zu tun, denn aus der Nähe betrachtet unterscheiden sich unsere Greifvögel doch arg!

Als erstes zeigt uns Günther einen Sperber. Sperber jagen kleine Vögel im Flug. Um sie greifen zu können, hat er lange schlanke Beine. Der Schnabel des Sperbers ist nicht besonders groß und kräftig - gerade so, wie er ihn für seine zarten Beutetiere braucht.

Bei Sperbern ist das Weibchen deutlich größer als das Männchen. Beide weisen eine Querbänderung an der Unterseite auf, wobei das Männchen eher rostbraun, das Weibchen grau-braun ist. Sperber sind rasante Flieger mit schnellem Flügelschlag. Sie kommen häufig bei uns vor, es braucht aber ein bisschen Übung, einen Sperber zu erkennen, wenn er mit schnellem Flügelschlag vorbeisaust.

Dem Sperber sehr ähnlich ist der Habicht. Er ist größer und jagt taubengroße Vögel, denen er von einer Sitzwarte her auflauert. Dies geschieht meistens im Wald, daher bekommt man den Habicht nur selten zu Gesicht. Besonders eindrucksvoll sind seine kräftigen Fänge, mit denen er sich seine Beute schnappt. Früher wurde er Hühnerhabicht genannt, weil er sich auch ganz gerne mal ein Huhn geholt hat. Dafür wurde er leider gnadenlos bejagt und sein Bestand hat drastisch abgenommen. 2015 wurde er zum Vogel des Jahres gekürt, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es immer noch gewissenlose Jäger gibt, die dem Habicht und anderen Greifvögeln nachstellen und fies umbringen.

Der Habicht hat einen "Reißhaken-Schnabel", mit dem er Fleischstücke aus seiner Beute reißen kann. Wie man im Bild gut sehen kann, sind seine Fänge deutlich kräftiger als die vom Mäusebussard (links Bussard, rechts Habicht).

Unseren Mäusebussard kennt jeder. Ihn sieht man oft am Himmel kreisen und nach Mäusen Ausschau halten. Manchmal kann man beobachten, wie Krähen hinter ihm herfliegen und ihn am Schwanz ziehen. Dieses Verhalten nennt man "hassen". Da Bussarde und andere Greifvögel potenziell gefährlich für die Krähenbrut sind, versuchen sie ihn so zu vertreiben.

Auch den Turmfalken kennt bei uns jeder. Er kann etwas, was die anderen Greifvögel nur äußerst selten tun: er "rüttelt" gerne. Das bedeutet, dass er so mit den Flügeln schlägt, dass er auf der Stelle in der Luft steht. Das verbraucht zwar viel Energie, dafür kann er aber auch genauer hinschauen, wenn er etwas interessantes gesehen hat, und sich dann blitzschnell auf die Beute - meist eine Maus oder eine Eidechse - stürzen. Diese tötet er dann mit einem kräftigen Biss in den Nacken. Für diese Art zu töten braucht er einen besonderen Schnabel. Mit seinem sogenannten "Falkenzahn", einem Vorsprung im Oberschnabel, kann er die kleinen Genicke gut knacken. Diesen Falkenzahn haben alle Falkenarten, weshalb sie innerhalb der Greifvögelsystematik eine eigene Ordnung zugesprochen bekommen haben.

So, für's erste haben wir genug gelernt! Jetzt wollen wir noch in den Hinteren Bruch gehen, und dort mal in die Nistkästen schauen. Mittlerweile ist der Hintere Bruch ziemlich zugewachsen. Überall Brombeeren und Brennnesseln - da müssen wir uns ganz schön den Weg freikämpfen!

In diesem Nistkasten hat ein Feldsperling gebrütet. Das erkennt man an der vielen Federn, die er in sein Nest mit eingebaut hat. Da sind sogar ein paar rosa Federn dabei. Die haben die Spatzeneltern bestimmt bei den Flamingos im Vogelpark nebenan gefunden!

In diesem Nest sind sogar noch ein paar Eier, aus denen offensichtlich nichts geschlüpft ist. Hier sieht man, dass die Eier zunächst ein wenig farbig und gesprenkelt waren. So ein kleiner Spatz legt aber recht viele Eier im Laufe eines Sommers. Bei den letzten Eiern ist ihm dann "die Farbe ausgegangen".

 

Hier sehen wir noch ein Meisennest. Es besteht aus einem hohen Turm aus weichem Moos.

So richtig unappetitlich sieht es dann im Starenkasten aus. Alles vollgesch... haben die kleinen Stare. Da kommt auch wenig Lust auf, noch eine zweite Brut in diesem Kasten anzufangen - er muss definitiv erst gereinigt werden. 

Die Meisen und die Spatzen gehen da doch deutlich pfleglicher mit ihren Nistkästen um. Sie benutzen ihre Nester auch gerne für eine zweite Brut.

Und dann haben wir noch richtig Glück!!!

Nico entdeckt einen Distelfalter bei der Eiablage.

Das ist wirklich ein Superzufall.

Das Ei is so winzig, dass es nur mit der Lupe zu erkennen ist.

 

Und dann zeigt uns Günther noch  den Fingerhut und erzählt uns die Geschichte von einem Arzt, der eine sterbenskranke Frau besucht hat, für die er nicht mehr viel tun konnte. Ein paar Wochen später hat er die gleiche Frau wieder munter draußen herumspringen sehen. Da hat er sich sehr gewundert, und die Frau gefragt, wie sie so schnell wieder gesund werden konnte. So kam ans Licht, dass eine Kräuterfrau, die sich offenbar sehr gut auskannte ihr geholfen hatte, indem sie sie mit dem Fingerhut behandelt hat. Und seitdem ist bekannt, dass der Fingerhut gegen Herzleiden hilft.

 

Natürlich muss man sich mit Kräutern gut auskennen, wenn man sie zur Behandlung von Krankheiten benutzen möchte. Manche Kräuter sind giftig, wenn man zu viel davon nimmt, oder sie zur falschen Zeit einsetzt. In der heutigen Zeit ist es also allemal besser, vorsichtshalber einen Arzt zu fragen, bevor man sich selbst behandelt.