Im Herbst 2017 haben wir das Grundstück "Auf der Staig" von den Familien Weber und Bender überschrieben bekommen. Die beiden Förderer des NABU können das rund 5.000 m² große Grundstück aus Altersgründen nicht mehr selber pflegen und nutzen und wollten es in guten Händen wissen. Natürlich sind wir dankbar eingesprungen! Das Gelände - ein ehemaliger Weinberg - ist wunderschön gelegen, und die Fläche bietet allein durch ihre Größe viele Möglichkeiten der naturschutzgerechten Ausgestaltung. Das Grundstück beinhaltet viele wertvolle Quadratmeter Magerrasen, die durch eine mehrere Jahre andauernde, und wenig naturschutzfachlich ausgerichtete Beweidung zu verfetten drohte. Durch die steile Hanglage hat sich dennoch eine Fläche gehalten, die einer Rarität an der Bergstraße eine Heimat bietet: dem Magerrasenperlmutterfalter!
Ein Konzept zur Grundstückspflege und
-entwicklung ist schnell erstellt. Doch nun liegt ein großer Berg an Aufgaben vor uns. Abgesehen davon, dass wir das Grundstück mähen müssen - eine Aufgabe, die sich, aufgrund der vielen Brombeerranken, die sich über das ganze Gelände ziehen, als recht schmerzhaft erweist und von zwei Erdwespennestern, deren Bewohner es nicht lustig finden, von Motorsensen und Mähern überrollt zu werden, und die ihrerseits fiese Stiche verteilen, getoppt wird - haben wir auch noch ein Auge auf das Nachbargrundstück geworfen, das sich direkt an das unsere anschließt. Dieses wird uns im Rahmen der Flurneuordnung auch tatsächlich zum Kauf angeboten. Allerdings erwartet uns hier auf einem aufgegebenen Wingert, auf dem sämtliche Pfosten und Drähte zurückgelassen wurden, ein zwischenzeitlich dort aufgegangener Wald. Nicht, dass uns der Wald stören würde, aber die alten Drähte stellen nicht nur Stolperfallen dar, sie machen es auch unmöglich, dort zu mähen. In den Jahren ohne Pflege und Mahd haben sich besonders hier die Brombeeren etabliert und dichtes Gestrüpp gebildet.
Im Rahmen unseres Pflegeplans wollen wir nun die Weinbergsrückstände beseitigen, die Brombeeren aushacken, die Hainbuchenhecke zurückschneiden, die einen Teil des Südendes des Grundstücks einrahmt, die vorhandenen Obstbäume in Form bringen, und eine Hecke pflanzen. Für die Zukunft ist außerdem vorgesehen, eine Trockenmauer zu installieren und ein Amphibiengewässer anzulegen.
Schnell wird uns klar, dass wir für diese Mammutaufgabe eine größere Anzahl an Helfern benötigen würden. Diese finden sich nach kurzem Aufruf über diverse Mailverteiler, und am 20. Oktober können wir mit einer gut 20 Personen starken Truppe loslegen.
60 Pflanzen sind bestellt und werden pünktlich geliefert, und so steht das Anlegen der Hecke als erstes auf dem Programm. Leider ist der Boden nach Monaten der Trockenheit knüppelhart und das Buddeln der Löcher fordert eine Menge Kraft von den Helfern. Schnell wird die Spitzhacke zum besten Freund...
Unser Plan ist es, eine Hecke aus verschiedenen heimischen Sträuchern zu setzen, die Vögeln und Insekten Nahrung und Schutz bietet. Nach dem Vorbild einer Benjeshecke wollen wir die kleinen Pflanzen mit dem Gestrüpp der Hainbuchen, die wir zur Vorbereitung bereits am Vortag gekappt haben, schützen und nahrungsuchende Vögel dazu ermuntern, die Pflanzen mit ihren Hinterlassenschaften zu düngen.
Am Ende des Tages lässt sich das Ergebnis sehen: während ein Teil der Mannschaft das Gestrüpp in heckengerechte Stücke geschnitten und beigeschleift hat, haben die anderen Löcher gehackt und gegraben und die zarten Büsche gesetzt und gewässert.
Derweil haben ein paar tapfere Helfer_Innen sich an die völlig eingewachsenen und allgegenwärtigen Weinbergsdrähte gewagt und in akribischer und schweißtreibender Arbeit sämtliche Drähte aus der Erde gezogen, aufgewickelt und den Berg hoch geschleppt.
Auch hier ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann! Es ist einfach unglaublich, dass sich solche Mengen an Draht in dem kleinen Wäldchen versteckt hatten!
Nicht nur große Helfer machen sich heute nützlich!
Mila hat eine ganz eigene Idee:
sie möchte ein Winterquartier für Igel bauen und schnippelt und bastelt mit großer Ausdauer stundenlang, bis sie zufrieden ist. Und ihr Bauwerk begeistert alle!
Ein echtes Schmuckstück:
In dieser Igelburg kann mehr als ein Igel überwintern.
Aber weit gefehlt, wer glaubt, wir hätten nur malocht. Natürlich kam auch die Verpflegung nicht zu kurz.
Ein riesengroßer Dank geht an alle Helferinnen und Helfer, die uns so tatkräftig und ausdauernd unterstützt haben!!!
Ihr seid einfach spitze!
Hier noch ein paar Impressionen des Tages:
Fotos: A. Herschel (der überwiegende Teil) und D. Chalwatzis
Natürlich verraten wir auch gerne, welche Pflanzen wir in unsere Hecke gesetzt haben:
Und wie geht es weiter?
Natürlich werden wir erstmal schauen, wie sich unsere Aktionen entwickeln. Wir hoffen auf gut anwachsende Heckenpflanzen, die bald einen vielfältigen Lebensraum bieten sollen. Sicher wird das noch ein paar Jahre dauern, aber die Natur wird es sich so gestalten, wie es in ihrer Möglichkeit liegt, und wir versuchen, sie dabei zu unterstützen. Jährlich müssen wir mähen, eventuell werden wir auch punktuell wieder auf Beweidung zurückgreifen, wenn es uns als sinnvoll erscheint.
Es sind noch einige Steine aufzusammeln, die unsere Mäher kaputtmachen würden, wenn sie liegen bleiben. Diese werden wir zu einem Lesesteinriegel aufschichten und so Eidechsen und Schlingnattern zum Verweilen einladen. Auf längere Sicht ist außerdem angedacht, eine Trockenmauer aufzusetzen und eventuell noch ein Laichgewässer für Amphibien anzulegen.
Wir sind auch noch nicht dazu gekommen, die Obstbäume zu schneiden oder neue zu pflanzen...
Es bleibt ein großartiges Projekt, und wer mag, ist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen!