22.04.2015: Exkursion "Hinterer Bruch"

Die Chance auf eine besondere Exkursion hat sich für uns durch einen Kontakt mit Friedel Frank von der Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V. ergeben: die Idee, Menschen mit geistiger Behinderung und ihren Begleitern eine Führung durch den Hinteren Bruch anzubieten stieß auf sofortige Begeisterung! Und so zogen wir an einem Mittwochabend gemeinsam los. Eine besondere Herausforderung? Nein, nicht wirklich, denn die ca. 25 Teilnehmer zeigten sich nicht nur rege interessiert, sie waren auch in bester Stimmung, so dass es bei dieser Exkursion viel zu lachen gab!

"Hey, der Storch hat ja eine Handtasche", fiel gleich bei der Begrüßung einem der Teilnehmer auf. Tatsächlich konnten wir beobachten, wie der Storch mit einem seltsam großen "Ding" im Schnabel sein Nest anflog. Mit diesem Bovisten, einem Pilz, der der seine Sporen im inneren seines Bauchs ausbildet und deshalb auch sehr groß wird, wollte er sein Nest wohl etwas kuscheliger machen. Bovisten werden auch "Stäublinge" genannt, weil es tüchtig staubt, wenn man drauftritt und so die Sporen freisetzt.

Hier betritt die Gruppe unter Führung von Günther Hagemeister den Hinteren Bruch. Der NABU kümmert sich um dieses facettenreiche Gelände. Ein verriegeltes Tor verhindert normalerweise, dass sich Spaziergänger hierher verirren und die zahlreichen Vögel bei ihrer Brut stören, oder den Amphibien, die hier in kleinen Pfützen und größeren Teichen zuhause sind belästigen.

Interessant ist vor allem der Blick in Dinge, die man sonst nicht so sieht: Ob hier wohl jemand ein Nest gebaut hat? Und wenn ja, wer? 

Eine Blaumeise war hier fleißig. Sie hat auch schon ein paar Eier gelegt. Aber es werden sicher noch einige dazu kommen, denn ein Blaumeisennest kann bis zu 17 Eier enthalten! Meist sind es aber "nur" um die 13. Und nur in guten, also insektenreichen, Jahren werden auch alle Küken satt und irgendwann flügge. Oft findet man im Herbst, beim Reinigen der Kästen, skelettierter Jungvögel, für die einfach nicht genug Futter da war. Oder die mit vergifteten (von unbedarften Gärtnern gespritzten) Blattläusen gefüttert wurden. Denn die stehen auf der Leibspeisenliste einer Blaumeise ganz oben.

Die Struktur des Hinteren Bruch ist vielfältig, zumeist aber von recht feuchtem Gelände dominiert. Die Weiden, die am Eingang wachsen, sind zu Kopfweiden beschnitten worden. Kopfweiden entstehen, wenn man regelmäßig alle paar Jahre alle Äste abschneidet. An den Wundstellen entstehen dann wülstige Wucherungen, die wie ein Kopf aussehen und dieser Weidenform ihren Namen geben. Die Schnittstellen der Äste faulen, so dass hier natürliche Höhlen entstehen - ein willkommener Nistplatz für Höhlenbrüter oder auch Fledermäuse.

In diesem Tümpel hat Günther vor der Exkursion eine Reuse versenkt. Jetzt schauen wir nach, was wir gefangen haben: überraschend viele Blaubandbärblinge. Diese Fische stammen eigentlich aus Asien, werden aber als anspruchslose Aquarienfische sehr geschätzt. Leider entledigen sich einige Aquarienbesitzer ihrer überzähligen Fische, indem sie sie in unserer Natur aussetzen. Da sich Blaubandbärblinge mit den unterschiedlichsten Habitaten anfreunden können, vermehren sie sich dann extrem erfolgreich weiter.

Bei uns gefährden sie den Laich unserer Amphibien. Deshalb werden sie in einer flacheren Pfütze wieder ausgesetzt und dürfen so den Reihern als Snack dienen.

Weiter geht die Wanderung über einen sehr trockenen Teil des Hinteren Bruchs. Hier befingern gerade zwei Teilnehmer das Blatt einer Königskerze. Die Blätter sind dicht behaart, was der Pflanze im Volksmund den Namen "Wollkraut" eingebracht hat. Mit diesen Haaren schützt sich die Königskerze davor, gefressen zu werden, denn die feinen Härchen lösen ein Jucken auf den Schleimhäuten aus. Außerdem verhindert die Behaarung, dass die Pflanze durch Sonnenstrahlen geschädigt wird. Sie kann also an sehr  sonnigen, trockenen Standorten gedeihen.

Hier wird deutlich, wie trocken dieser Teil des Hinteren Bruchs ist.
Hier wird deutlich, wie trocken dieser Teil des Hinteren Bruchs ist.

Ein bisschen versteckt hinter einer Reihe von Büschen, liegt dann der größte der Teiche. Hier wohnen Schilfrohrsänger, Blaukehlchen und Co. 

Die Tour ist zu Ende, Günther wird zum Abschied noch einmal kräftig gedrückt, dann zerstreuen sich die Teilnehmer oder finden sich noch im Vogelpark zu einem Snack und einem Getränk ein. 


Das war ein wirklich schöner Abend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird!