Gemeinsam für unsere Umwelt-/ Klimaverlierer

BUND Laudenbach und NABU Heppenheim starten gemeinsames Amphibienschutzprojekt

"Unsere Amphibien haben keine Lobby, und leben im verborgenen“ und was man nicht sieht, bleibt oft unbeachtet. Uwe Somplatzki, Mitvorsitzender vom BUND Hemsbach-Laudenbach und Silvia Fusch vom NABU Heppenheim / NABU KV Bergstrasse, arbeiten seit ca. 2 Jahren zusammen daran, Lebensräume für Amphibien zu schaffen - Laichplätze zu schaffen, um eine Reproduktion zu ermöglichen. Der Amphibienschutz macht an der Landesgrenze nicht halt. Die beiden arbeiten an einer Biotop-Vernetzung entlang der Landesgrenze Hessen / BW , vorderer Odenwald und an der Kartierung der Amphibien an der Bergstraße.

 

Durch den erschreckenden Rückgang der Amphibien-populationen in den letzten 30 Jahren und bis 90% Gewässerverluste in den letzten 2 Jahren zur Laichzeit, entstand 2019 die Idee ein in der Schweiz sehr erfolgreiches Projekt zum Artenschutz, mittels wasserdichter Kleinbiotope, hier umzusetzen.

 

Nicht nur die spät laichenden Amphibien wie u.a. die Kreuzkröte (Epidalea calamita, Syn.: Bufo calamita)  haben sehr wenig Chancen zur Reproduktion, da entweder gar keine entsprechenden Gewässer mehr vorhanden sind und/oder diese viel zu früh austrocknen.

Artenerhalt durch Klein-Biotope als Laichgewässer/Ablaichhilfe (Wannen-Biotope)

Ziel ist es, den stark gefährdeten und nur noch in schwachen Populationen vorkommenden spät laichenden Amphibien einen sicheren Lebensraum zur Fortpflanzung anzubieten und im Bereich der Vernetzung, Trittsteinbiotope zu schaffen. Dank einer Spende der SPARDA Bank Hessen konnten Anfang 2020 einige solcher speziell angefertigten Edelstahl-Wannen angeschafft werden und noch rechtzeitig zur Laichsaison eingebaut werden.

 

Bei Heppenheim konnte die in den letzten Jahren nicht mehr nachgewiesene Kreuzkröte  mit der Wanne als Pioniergewässer wieder nachgewiesen und ein Reproduktionserfolg verzeichnet werden. Die im Jahr 2020 gesichtete kleine Population an adulten Kreuzkröten nahm das künstliche Gewässer nach sehr kurzer Zeit an und Laicherfolge zeichneten sich in 2 Kohorten ab.

Kreuzkröte (Epidalea calamita), Foto: U. Somplatzki
Kreuzkröte (Epidalea calamita), Foto: U. Somplatzki

Die bisherigen Erfolge und Erfahrungen zeigen auch die vielen Vorteile der Wannen aus Edelstahl, und rechtfertigen den hohen Anschaffungspreis. Die Wannen sind ohne größere Eingriffe und Maschineneinsatz in der Natur mit z.B. 3-4 Personen einbaubar, sind langlebig und nachhaltig, leicht versetzbar und in der Pflege sehr einfach und jährlich ohne erheblichen Aufwand als Pioniergewässer für Zielarten vorzubereiten. Sie  halten das Wasser sicher über einen längeren Zeitraum bei extremer Trockenheit, während die letzten natürlichen Kleingewässer schon lange trocken liegen.

Der erste Nachwuchs stellte sich bereits eine Woche nach Befüllung der Wanne ein
Der erste Nachwuchs stellte sich bereits eine Woche nach Befüllung der Wanne ein

Der Einsatz „künstlicher“ Wannen für die Amphibienförderung kann empfohlen werden - einerseits als Trittsteinbiotope und andererseits zur gezielten Förderung einzelner Arten.

Die Frage stellt sich, weshalb keine üblichen Teichwannen oder Teichfolie nutzen …. ?

 

Vorteile:

 

·         Die Wannen sind leicht zu reinigen.

·         Langlebig, keine Verwitterung etc.

·         Es findet keine Durchwurzelung statt, Robust gegen Wildschäden

·         Sie halten das Wasser auf längere Zeit und können bei Bedarf befüllt werden, kein Versickern von Wasser

·         Sie sind mit einem Auslauf ausgestattet, so dass diese trocken gelegt werden können bei Bedarf

·         Sie sind gut transportabel und einzubauen und können bei Bedarf auch an einen anderen Ort verbracht werden (Gewicht ca. 90 kg)

·         Volumen ca. 550 Liter

·         Material: Edelstahl

·         Die Schrägen ermöglichen den Ausstieg der Hüpferlinge und werden mit natürlichen Materialien ausgekleidet (Kokosmatte)

·         Pflanzen werden in geringer Zahl in die Wannen eingebracht, so dass den Amphibien das Anheften des Laichs ermöglicht wird und Nahrung vorhanden ist

 

 

Wannen, die ganztags besonnt waren (teils um die 40 Grad C. Außentemperatur) in 2020 -  brachten bei einem Wasserstand von ca. 20 cm (von max. 45 cm) eine max. Wassertemperatur von 34 Grad hervor. Trotz ganztägigem Standort an nicht beschatteten Standorten war noch immer ausreichend Wasser vorhanden, um die Metamorphose abschließen zu können.

Der Einbau der Wanne erfolgte unter körperlichem einsatz eingier Helfer
Der Einbau der Wanne erfolgte unter körperlichem einsatz eingier Helfer

Geplant ist nun ein Ausbau der Trittsteinbiotope in den letzten freien Vernetzungslinien. Die derzeit vorhandenen Feuchtbiotope haben entlang der Bergstrasse kaum noch freie Wanderstrecken. Unüberwindliche Hindernisse sind zum Beispiel die Autobahnlinien in der Nord/Südachse A5 und A 61. Die Tongruben nördlich von Heppenheim sind z.B. stark isoliert.

 

Geplant ist eine Vernetzungslinie mittels Trittsteinbiotopen vom Bruchsee / Hinterer Bruch in südliche Richtung nach Laudenbach und zum NSG Rohrwiesen bei Hemsbach sowie ehemalige Feuchtgebiete entlang der Landesgrenze in Baden-Württemberg und Hessen . Weitere Vernetzungslinien entlang der Weschnitz in der Nord-/Südachse und in Viernheim an der Landesgrenze zu Mannheim - sind unserer Meinung nach erforderlich. Ein großer Vorteil ist es, dass die Wannen ein Artenmonitoring erleichtern und so in der Erfassung auch ein Trittstein für weitere Naturschutzmaßnahmen legen.

 

Die Planungen der BUND Ortsgruppe Hemsbach-Laudenbach für den Badischen Raum und des NABU Heppenheim für Hessen laufen da auf Hochtouren entlang der Ländergrenze.

 

Die Planungen der BUND Ortsgruppe Hemsbach-Laudenbach für den Badischen Raum und des NABU Heppenheim für Hessen laufen da auf Hochtouren entlang der Ländergrenze.

 

Der geplante Einsatz der Wannenbiotope für Umweltbildung mit Schulen und eventuellen Patenschaften musste leider aufgrund der Coronakrise aufgeschoben werden. Wir hoffen im nächsten Jahr auf einige Projekte.

 

 

Ein weiterer Einsatzort ist das Vorgebirge. In den letzten Jahren kommt es immer häufiger zum Austrocknen der kleineren Vorgebirgsbäche, welches in der Folge zum Verlust ganzer Populationen an Feuersalamandern. Auch hier ist der Einsatz im Fließgewässer in der Planung.